Leidensweg Endometriose

Veröffentlicht am 12. September 2024 um 14:29

Aloha ihr Lieben

 

Vor etwa 4 Woche hatte ich für mich eine enorm erstaunliche Erkenntnis: Nachdem ich seit Anbeginn meines Erwachsenwerdens immer an starken Regelschmerzen litt und vor 4.5 Jahren die Diagnose Endometriose Grad IV (höchste Stufe) bekam, war ich das allererste Mal in meinem ganzen Leben tatsächlich absolut beschwerdefrei mit meiner Menstruation…

 

Aber jetzt erst Mal der Reihe nach und: Sorry Männer, aber dieses Thema MUSS ich jetzt einfach thematisieren, denn es beelendet mich zutiefst, wie wenig die Medizin über dieses Thema weiss und Frauen mit Beschwerden entsprechend eine schlechte Hilfe ist.

 

Ich hatte seit ich zurückdenke immer Schmerzen während meiner Menstruation – diese erachtete ich jedoch als vollkommen normal und da mir die Frauenärztinnen zur Symptombehandlung immer nur Hormone als Lösung anboten, habe ich mich dazu nie wieder bei einer FA geäussert.

Vor 5 Jahren liess ich mir eine Goldspirale einsetzen und beim Ultraschall entdeckte man eine tumorartige Wucherung in meinem Unterleib, worauf man bei mir eine Lapraskopie (Bauchspiegelung) durchführte. Ich erinnere mich, als sei es erst gestern gewesen: Ich erwachte aus der Narkose, die Frauenärztin schaute mich an und sagte zu mir: «Frau Lochmann, sie haben Endometriose Grad IV, damit müssen sie jetzt leben, ich habe aber gleich alles weggelasert. Einen schönen Tag noch».

 

Bäm – ich war erstmals vor den Kopf gestossen und hatte mega Unterleibsschmerzen. Was habe ich? Endo, was? Noch nie gehört. Was ist denn das? Sie hatte keine Zeit für weitere Fragen und so ging ich mehr schlecht als recht nach der OP nach Hause. Zum Glück hatte ich Ferien, denn ich hatte solche Schmerzen, dass ich keine Hosen tragen konnte. Die FA hat mich glaubs 3 oder 4 Tage krank geschrieben und meinte, ich könne mich ja in den Ferien erholen. Als ich wieder zur Arbeit ging, hatte ich immer noch starke Schmerzen und ich seuchte mich irgendwie durch. Ebenso hatte ich starke Blutungen, welche nicht nachliessen. Bei der Kontrolle meinte die Frauenärztin, dass es als Behandlung nur ein spezielles Hormonpräparat gäbe und drückte mir ohne weitere Angaben ein Rezept in die Hand.

 

Wiederum durfte ich selber nachforschen, was denn das überhaupt für ein Präparat ist. Und mir standen die Haare zu Berge, als ich in diversen Foren auf Frauen stiess, welche das Präparat nahmen und unendliche Nebenwirkungen hatten. Ich verzichtete und beschloss, noch eine Zweitmeinung einzuholen.

 

Ich wendete mich ans Endometriose - Zentrum des Inselspitals Bern – dort stempelte mich die MPA barsch ab und stellte mir einen Termin frühestens in 6 Monaten in Ausschau. Ich rief bei der Beratungshotline meiner Krankenkasse an und fragte, ob es normal ist, solch starke Blutungen nach der OP zu haben und die beratende Ärztin meinte, dass dies keinen Zusammenhang mit der OP haben könnte (obwohl die Blutungen gleichzeitig auftraten). Auf keiner Ebene der klassischen Medizin erhielt ich eine befriedigende Antwort.

 

Und so kam es, dass ich nach einigen Monaten nach dem Eingriff das erste Mal meinen ganzheitlichen TCM Therapeuten das erste Mal besuchte – inzwischen war es einfach normal, dass die Mens einfach sicher 14 Tage dauert und ich jedes Mal am ersten Tag fast ohnmächtig wurde (oder eben auch einmal im Badezimmer wurde). Mein Therapeut begann dann sogleich mit einer Intensivbehandlung, auf die ich sehr gut ansprach. Meine Blutungen wurden weniger und mein Zyklus normalisierte sich langsam. Nur die Schmerzen während der Menstruation blieben – aber damit konnte ich recht gut leben.

 

Ich habe mich da irgendwie arrangiert, dass wenn ich meine Menstruation bekomme, dies mit gewissen Beschwerden verbunden war. Zum Glück gab es ja Ibuprofen und ich war es einfach Müde, meine Frauenärztin nach Rat zu fragen. Für mich war es in dem Moment ok – schlussendlich war alles nicht mehr so schlimm wie nach der OP. Dass ich allenfalls meine stressige und ungesunde Lebensweise anpassen «sollte», daran habe ich nicht gedacht.

 

Und so seuchte ich mich bis letzten Sommer soso lala durchs Leben, wechselte jährlich die Frauenärztin und erhielt jedes Mal die selbe unbefriedigende Antwort (Hormone sind die einzige Lösung). Letzten Sommer setzten dann die starken Blutungen wieder ein und in der Verzweiflung bekam ich einen Notfalltermin im Inselspital Bern . Dor erhielt ich dann das erste Mal eine konkrete Diagnose der Art meiner Endometriose (Adeomyose – Endometriose in der Gebärmutter – mit Auswucherungen auch ausserhalb). Der Arzt riet mir dringlich zu einer Hormonspirale und versicherte mir, dass diese nur lokal wirke, minimst dosiert sei und nur in seltenen Fälle Nebenwirkungen habe. Von dem Hormonpräparat, welches mir die Frauenärztinnen jeweils verschreiben wollten, riet er mir klar ab, da dies in meinem Fall nicht dir richtige Therapie sei.

 

Ich überlegte wirklich sehr lange und entschied mich dann, auf Grund meiner Beschwerden, die Spirale einsetzen zu lassen. Das Einsetzen liess mich vor Schmerzen fast ohnmächtig werden, aber danach hatte ich das erste Mal seit Jahren einfach «Ruhe». Ich hatte keine Schmerzen mehr, keine Mens mehr und nichts. Ich war so erleichtert, dass ich gar nicht wirklich merkte, wie sich meine Psyche stetig etwas verschlechterte. Während mich vor den Hormonen die Endometriose psychisch etwas ins Wanken brachte, waren es nun die Hormone. Ich spürte mich überhaupt nicht mehr und verlor immer mehr den Kontakt zu mir selbst. Ich war ausgesprochen dünnhäutig und überhaupt nicht mehr belastbar und wäre im Frühling 2024 manchmal am liebsten einfach mit dem Auto in eine Wand gefahren, weil mein Zustand für mich so unerträglich war. Zum Glück praktizierte ich noch den Yoga und andere Meditative Praktiken – sonst wäre wohl alles noch viel schlimmer gewesen. Zudem bildeten sich innert kürzester Zeit diverse grössere und kleinere Zysten.

 

Rückblickend gesehen schätze ich das so ein, dass ich dank meinem Yogaweg einen innigeren Kontakt zu mir selbst herstellte. Auch setzte ich ja meine Gesundheit an erste Stelle und begann nach und nach die Ernährung und Gewohnheiten umzustellen. Ich glaube, mein Körper hat mir einfach sagen wollen, dass es nun an der Zeit ist, die Spirale zu entfernen.

 

Und dann stiess ich auf einen Instagrambeitrag einer ehemaligen Vereinskollegin von mir. Sie berichtete von ihrem Leidensweg und wie sie sich dazu entschied, ihre Gebärmutter entfernen zu lassen. Ich schrieb mit ihr etwas hin und her und zwei Tage vor meinem nächsten Frauenarzttermin habe ich über eine Stunde mit ihr telefoniert. Alex erzählte mir von ihren Beschwerden mit der Spirale – als hätte sie über mich selbst gesprochen. Ich war wirklich ernüchtert und entschied mich ohne zu zögern, am Montag die Spirale entfernen zu lassen.

 

Ich besuchte, wieder einmal einen neuen (!) Frauenarzt und wurde wärmstens empfangen. Ich schilderte ihm meine Probleme und ohne meine Beschwerde in Frage zu stellen, ging er auf mich ein und entmutigte mich zu diesem Schritt. Er zog mir die Spirale und meinte, dass wir meine Blutungsprobleme sicherlich in den Griff bekommen würden. Ich solle doch einmal schauen, wie sich das Ganze nun einpendelt.

 

Und so ging ich ganz erleichtert nach Hause und beschloss auch gleich, von diesem Tag an keinen Kaffee mehr zu trinken (okey, dieses Vorhaben ist bisher zig mal gescheitert, aber da ich fast exzessive Milchkaffee trank spürte ich, dass es an der Zeit ist, auch dieses Verhalten zu ändern).

 

Und was soll ich sagen? Ich lebe, als hätte ich noch nie in meinem Leben Endometriose gehabt. Ich hatte innert kürzester Zeit einen normalen Zyklus, keinerlei Schmerzen während der Mens, normale Blutungen und auch die Psyche hat sich stabilisiert. Ich sitze gerade da, schreibe diese Zeilen und kann es kaum glauben.

Anfangs dachte ich, dass dies sicherlich nur der Anfangseffekt sei – inzwischen bin ich bei der 4. Blutung und ich bin absolut beschwerdefrei…

 

Meine Erkenntnis der letzten Wochen: Mein Lebenswandel hat also wirklich einen direkten Einfluss auf meine Frauengesundheit und Menstruation.

 

Und nun denke ich noch etwas weiter: Es gibt da draussen so unendlich viele Frauen, welche die selben Beschwerden haben. Die Foren sind voller Frauen ohne Perspektive und Besserung. Und so habe ich mich diese Woche spontan entschlossen, dieses Thema etwas genauer anzugehen und Frauen u.a. auf Instagram die Möglichkeit zur Inspiration und zum Austausch zu geben. Ich habe ein zweites Profil erstellt «endo_soul_yoga» und werde in nächster Zeit auch meine Webseite noch etwas anpassen.

 

Langsam finde ich meinen yogischen Weg – denn es ist mir wirklich ein grosses Bedürfnis, Yoga nicht nur als «Mattenpraxis» zu vermitteln, sondern als ganzheitliche Praxis für ein besseres, leichteres und zufriedeneres Leben (es gibt genügend Influencer, welche Yoga einfach als Körperpraxis vermitteln 😉).

 

Alles Liebe und Namasté, eure

 

Michèle

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