Wenn der Partner sich in die Opferrolle flüchtet
Vielleicht kennst du diese Situationen:
Du sprichst ein Problem an, weil dir etwas wehtut oder belastet – und anstatt dass dein Partner Verantwortung übernimmt oder mit dir nach Lösungen sucht, erzählt er dir, wie schlecht es ihm geht.
Wie schwer seine Kindheit war.
Wie sehr er leidet.
Wie wenig er für seine eigenen Verhaltensweisen kann.
Und plötzlich drehst du dich nicht mehr um deine eigenen Gefühle, sondern darum, ihn zu trösten und zu stützen.
Wenn du solche Muster immer wieder erlebst, könnte emotionale Opferhaltung eine Rolle spielen.
In diesem Text erfährst du, was passiert, wenn sich dein Partner dauerhaft in die Opferrolle flüchtet – und warum du dadurch deine eigene Stimme verlieren kannst.
Was bedeutet Opferrolle in Beziehungen?
Eine Opferrolle bedeutet, dass sich jemand wiederholt als hilflos, überfordert oder unfähig darstellt – ohne echte Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen oder aktiv etwas zu verändern.
Natürlich kann jeder Mensch Krisen erleben und echte Unterstützung brauchen.
Doch in toxischen Dynamiken wird die Opferrolle benutzt, um Kritik abzuwehren, Verantwortung abzulehnen und andere emotional zu binden.
Das Fatale: Wer ständig das Gefühl hat, für das emotionale Überleben des anderen verantwortlich zu sein, verliert sich oft selbst dabei.
🌸 Meine Erfahrung dazu:
"Mein damaliger Partner floh bei fast jedem Konflikt in eine Mischung aus Selbstmitleid und Rechtfertigung. Wenn ich ansprach, wie sehr mich sein Verhalten verletzte, erzählte er von seinen psychischen Problemen, seinen schwierigen Erfahrungen, seiner Traurigkeit. Er stellte seine Schmerzen so in den Vordergrund, dass meine eigenen Gefühle keinen Platz mehr hatten. Ich wurde zur Trösterin – zur Stütze – zu derjenigen, die sich schuldig fühlte, überhaupt etwas angesprochen zu haben. Und mit jedem Mal verschwand ein Stück mehr von meiner eigenen Wahrheit."
Woran erkenne ich, dass sich jemand in der Opferrolle verliert?
Typische Anzeichen sind:
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Nach jedem Gespräch über ein Problem geht es nur noch um seine Gefühle – nicht um deine.
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Er stellt sich selbst immer als das größere Opfer dar, auch wenn du verletzt wurdest.
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Er zeigt wenig echte Bereitschaft, Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen oder daran zu arbeiten.
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Er benutzt seine "Schwäche" oder "Hilflosigkeit" als Schutzschild gegen Veränderung.
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Du fühlst dich zunehmend schuldig, traurig oder hilflos, wenn du für dich einstehst.
Warum ist es so schwer, sich davon abzugrenzen?
Weil du Mitgefühl hast.
Weil du helfen willst.
Weil du spürst, dass da wirklich Schmerz ist – und du glaubst, ihn auffangen zu müssen.
Doch Mitgefühl bedeutet nicht, deine eigenen Grenzen aufzugeben.
Und Liebe bedeutet nicht, deine eigene Wahrheit zu verschweigen.
🌸 Mein Gedanke heute dazu:
"Mitgefühl darf mit anderen mitfühlen – aber nicht dich selbst vergessen. Du darfst jemanden verstehen, ohne dich dafür aufzugeben."
Es gibt einen Weg zurück zu deinem eigenen Raum.
Du darfst deine eigenen Gefühle genauso wichtig nehmen wie die deines Partners.
Du bist nicht verantwortlich für seine Heilung.
Du darfst auf dich achten – ohne schlechtes Gewissen.
Jedes Mal, wenn du deine eigene Wahrheit ernst nimmst, stärkst du deine innere Freiheit.
Mini-Reflexion für dich:
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Wann habe ich zuletzt meine eigenen Gefühle zurückgestellt, um jemanden anderen zu trösten oder zu schützen?
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Was würde ich fühlen oder tun, wenn ich meine Wahrheit gleich wichtig nehmen würde wie die eines anderen?
Sei sanft zu dir.
Jeder kleine Moment der Ehrlichkeit mit dir selbst ist ein Schritt in deine Freiheit.
Möchtest du herausfinden, wo du gerade stehst?
Vielleicht hilft dir mein kostenloser Selbsttest, deine aktuelle Situation besser einzuschätzen und erste kleine Schritte zurück zu deiner inneren Kraft zu finden.
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