Mein Weg zurück zu mir
Würde ich mich einer Selbsthilfegruppe anschliessen, dann würde ich mich wohl so vorstellen:
"Ich bin Michèle – und ich habe mich selbst fast 40 Jahre lang übergangen."
Nicht absichtlich. Sondern leise, angepasst, freundlich.
Ich war ein echtes Herzenskind – mit einer wunderschönen Kindheit, liebevollen Eltern, Großeltern, Tieren, Spielplätzen im Grünen und einer riesigen Portion Fantasie.
Aber ich habe früh gelernt, dass es einfacher ist, die eigene Stimme zurückzuhalten.
Dass man gemocht wird, wenn man still ist. Hilfsbereit. Und bloß nicht wütend.
So wurde ich zur Meisterin der Anpassung – in der Schule, im Job, in Beziehungen.
Ich sagte ja, wenn ich nein meinte. Ich lächelte, wenn ich innerlich am Anschlag war.
Und ich setzte mich nicht zur Wehr, wenn Vorgesetzte sich "destruktiv" verhielten.
Mein Körper spürte das alles. Ich nicht.
Irgendwann wurde der Schmerz leiser – weil ich mich selbst zum Schweigen brachte.
Ich fühlte meine Wut nicht mehr. Ich fühlte irgendwann kaum noch etwas.
Und aus lauter Hilflosigkeit verkaufte ich sogar mein geliebtes Pferd –
weil ich dachte, ich schade ihr, wenn ich nicht richtig funktioniere.
Und dann war da diese Beziehung.
Eine, in die ich ging, ohne es wirklich zu merken – nicht aus Liebe,
sondern aus einem tiefen inneren Wunsch:
Endlich lernen, mich abzugrenzen.
Doch anstatt Grenzen zu üben, verlor ich mich vollends.
Ich geriet in eine toxische Dynamik, voller Manipulation, subtiler Kontrolle und emotionaler Abhängigkeit.
Ich wurde klein gemacht – mit einem Lächeln.
Gelobt, wenn ich still war. Bestraft, wenn ich für mich einstehen wollte.
Mein System kannte das nicht – und war völlig überfordert.
Ich begann, Grenzen zu setzen. Und genau da begann der Sturm.
Die unterdrückte Wut der letzten Jahrzehnte brach hervor.
Und mit ihr: Panikattacken, körperliche Symptome, tiefe Erschöpfung.
(Ich werde meine Erfahrungen aus dieser Beziehung in einem separaten Beitrag teilen –
denn ich weiß, dass viele Frauen sich darin wiederfinden. Und ich möchte Mut machen,
genauer hinzusehen – und sich selbst nicht zu verlieren.)
Und dann: Yoga.
Und Stille.
Und das erste Mal ehrlich hinschauen.
Es war nicht schön. Es war nicht linear. Es war nicht Instagram-perfekt.
Aber es war echt. Und meins.
Heute möchte ich andere Frauen, welche sich selbst ein bisschen verloren haben, begleiten.
Die sich anpassen, lächeln, leisten – aber innerlich nicht mehr spüren, wer sie sind.
Ich begleite dich nicht als Expertin von oben, sondern als Gefährtin auf Augenhöhe.
Mit Mini-Schritten, viel Körperarbeit, ehrlicher Selbstreflexion und einem tiefen Vertrauen,
dass du deinen Weg wiederfinden kannst.
Nicht perfekt. Aber echt.
Und das ist mehr als genug.
