Aloha ihr Lieben
Eine kurze Frage zum Wochenbeginn:
"Mit welchen Gedanken gehst du so durchs Leben?"
Hä? Was soll denn diese komische Frage – werden sich wohl die einen oder anderen denken. Wieder so ein "Spiri – Schei**" oder was?
Ich kann euch beruhigen – was ich hier schreibe, hat keinen speziellen spirituellen Hintergrund, sondern kommt mitten aus dem Leben. Dazu möchte ich gerne etwas aus meinem persönlichen Nähkästchen plaudern - sorry natürlich schreiben. Vielleicht erkennen sich die einen oder anderen selbst ein bisschen selbst darin. Verzeiht mir bitte, dass es eine Weile dauert, bis ich zum Kernthema komme – aber es erscheint mir in diesem Zusammenhang wichtig.
Es war einmal – oder so
Die letzten Jahre haben mir – zuerst relativ unbemerkt - mehr zugesetzt, als ich mir wirklich bewusst war. Wie einige von euch vielleicht wissen, arbeite ich hauptberuflich als Bus- und Tramfahrerin in der Stadt Bern. Diese Tätigkeit bereitete mir von der ersten Sekunde an sehr grosse Freude und in den letzten Jahren habe ich sehr viel Energie für diesen Beruf aufgewendet – auch in meiner Freizeit hat sich praktisch alles um meinen Job gedreht, da er mir einfach unheimlich Freude bereitete (ich hatte bereits als Kind Freude an grossen Fahrzeugen, war es für mich doch das Grösste, meinen Papi bei seinen Ferienvertretungen im Lastwagen begleiten zu dürfen). Da ich mich bereits in den Jahren vor meinem Jobwechsel von der Augenoptikerin zur ÖV Macherin intensiv mit den grösseren und kleineren Fragen des Lebens beschäftigte, wusste ich, dass man im Job als ÖV Mitarbeiterin an der Front sehr gut darauf achten muss, dass man sich nicht von den Launen und Energien der Mitmenschen vereinnahmen lässt - schlussendlich ist da immer irgend jemand, dem man es gerade nicht recht machen kann. Dies funktionierte sehr lange Zeit sehr gut. Ich war in einem enormen Hoch und liebte meinen neuen Job sowie das ganze drum herum so sehr, dass ich am liebsten 24/7 damit verbracht hätte. Es war ein einziges Freudenfest. Oftmals verstand ich gar nicht recht, weshalb einige Berufskollegen so negativ und grantig unterwegs waren. Meine Hobbys pflegte ich nach wie vor, jedoch geriet nach und nach alles immer ein bisschen mehr in den Hintergrund – vor allem die Pflege meiner spirituellen Seite. Ich liess mich einfach mehr oder wenig unbewusst vom Flow meines neuen Jobs treiben. Gefühlt jedes Jahr konnte ich mich weiter entwickeln. Zuerst mit den kleineren Bussen in Aussenquertieren herumfahren und nebenbei noch unglaublich tolle Arbeitskollegen haben – da spielte das unregelmässige Arbeiten keine Rolle, denn einfach alles machte Spass. Nach etwa zwei Jahren dann der Wechsel in die Innenstadt auf grössere Fahrzeuge. Ich war immer noch total im Flow und fuhr mit einem ewigen Lächeln auf dem Gesicht durch das grösste Chaos – nichts konnte mich erschüttern.
Als die Pandemie kam, war es für mich immer noch toll – viele mussten zu Hause bleiben, reduziert arbeiten und ich durfte immer noch ganz normal arbeiten. Anfangs hatten wir viel weniger Fahrgäste und ich genoss es einfach, dass es nicht mehr so stressig war. Ja – ich konnte dem Ganzen auch sehr viel Positives abgewinnen. Irgendwann kehrte Schritt für Schritt die "neue Normalität" zurück aber irgendwie war nichts mehr wie zuvor. Ich stellte fest, dass sich die Menschen enorm verändert hatten, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ich da für mich besondere Massnahmen ergreifen müsste. Zwischenzeitlich durfte ich eine Fahrzeugkategorie mehr fahren und noch in einer Zusatzfunktion im Kontrolldienst arbeiten. In dieser Zusatzfunktion ist man 1. Nicht unbedingt beliebt und 2. 1 zu 1 mit den Mitmenschen konfrontiert. Zwar hatte ich immer noch den Eindruck, dass die Pandemie bei mir persönlich nicht wirklich Spuren hinterlassen hat, stelle jedoch fest, dass die viele Menschen, mit welchen ich zu tun hatte, über die Massen aggressiv und irgendwie «ausser Rand und Band» waren. Ihren ganzen angestauten Frust liessen sie an ihren Mitmenschen aus. Bei mir lief es weiter – zwischenzeitlich durfte ich auch noch Tram fahren, die Menschen rund um mich herum benahmen sich immer noch, als ob sie gefühlt an Leib und Leben gefährdet wären. Ich war mit meinem Fokus immer mit der Aussenwelt beschäftigt und bemerkte nicht, wie sehr ich selbst total neben der Spur lief. Hatte ich früher eine unendliche Geduld und unglaublich viel Verständnis für alles und jeden, war ich inzwischen zur kleinen Tyrannin mutiert, welche bei jedem noch so kleinen Wiederstand zu explodierten drohte, wie einen Tretmiene. Vor allem aber sah ich auch an jeder Ecke eine Gefahr – ja die Menschen haben sich wirklich verändert und begeben sich (und allenfalls ihre Kinder) mit ihrem oftmals kopflosen Verhalten in grösste Gefahr (vereinzelt existierte dieses Verhalten natürlich schon vor der Pandemie - jedoch verschlimmerte sich das Ganze nach der Pandemie gefühlt um ein Vielfaches). Mir kam es manchmal vor, als hätte die "persönliche Beschneidung" während der Pandemie die Mitmenschen zu einem ungesunden, ja oftmals auch lebensgefährlichen Egoismus verleitet, ganz nach dem Motto: "Jetzt komme ich zuerst, komme was wolle". Seit ich mit dem Tram fahren durfte, sah ich an jeder Ecke Menschen, welche sich selbst und andere extrem gefährden – ich war also praktisch im Daueradrenalinschub unterwegs, da mir jedes Mal bei so einer Feststellung das Herz in die Hosen rutschte und ich mir die schlimmsten Szenarien ausmalte (überspitzt ausgedrückt). Eines Tages stellten sich dann auch noch leichte Panikattacken ein, welche ich zum Glück irgendwie wieder einigermassen in den Griff bekam. Dass ich oftmals einfach alles herunterschluckte und versuchte "weg-zu-atmen", um korrekt zu bleiben, war nicht wirklich förderlich. Kurz darauf fing auch der Rest meines Körpers an zu rebellieren und diverse gesundheitliche Beschwerden machten sich bemerkbar – ich war permanent müde und hatte nicht mehr wirklich die Kraft und Lust an meinen freien Tagen etwas zu unternehmen. Ich fühlte mich mit meinen 42 Jahren wie im Körper einer 80jährigen Greisin und schien im Aussen irgendwie mit allem und jedem im Konflikt zu sein – vor allem jedoch auch mit mir selbst.
Es kam der Zeitpunkt, da realisierte ich, dass ich an irgend einer Verzweigung falsch abgebogen bin und es so für mich nicht weitergehen konnte. Mein Fokus war jedoch nach wie vor vor allem auf das "Aussen" gerichtet. So fing ich dann einfach einmal an, für mich im Aussen diverse kleine Dinge zu verändern. Ich gab meine Zusatzfunktion im Kontrolldienst ab, da mir die Aufgabe nicht guttat und ich Abends die Dinge nicht auf sich beruhen lassen konnte. Auch wechselte ich von der Frühschicht zur Spätschicht, da ich nicht mehr genug erholsamen Schlaf bekam und reduzierte mein Pensum ein wenig um wieder etwas mehr Zeit für mich zu haben. Diese Massnahmen schafften schon einmal deutliche Linderung jedoch spürte ich, dass dies alleine nicht ausreichte. Irgendwann im Spätsommer des letzten Jahres beschloss ich, wieder mehr für mein seelisches Wohl zu sorgen – eine Bemerkung (wieder) meines TCM Therapeuten regte mich zum Nachdenken an. Und zwar hatte ich seit Monaten Probleme mit meiner rechten Schulter. Er erklärte mir, dass in der rechten Schulter die Emotionen von Ärger und Wut gespeichert werden (in der linken Schulter speichern wir die Emotion der Sorgen). Bis ich diese Aussage verstanden hatte, verging noch sehr viel Zeit bis bei mir der Groschen endlich fiel. Ich war in einem "Negativstrudel" gefangen, ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein. Dass ich meinen Tagesbeginn jeweils mit dem Lesen der Zeitung und den damit verbundenen "Bad News" zelebrierte, machte das Ganze alles andere als besser (einer Studie zu Folge reicht es, wenn wir morgens 2 Minuten negative Nachrichten aus Medien konsumieren, um deswegen den ganzen Tag schlechte Laune zu haben).
Irgendwann im letzten Spätsommer begann ich dann Schritt für Schritt, meiner mentalen Seite wieder etwas mehr Raum und Beachtung zu schenken. Ganz leise war da diese innere Stimme, welche mich ermutigte, über das Offensichtliche hinwegzusehen. Meine Liebe zu Hawaii und der "Gwunder" zur Hawaiianischen Heilkunst des Huna übte ja schon eine geraume Zeit eine grosse Faszination auf mich aus und so fing ich an, mich intensiver mit dem "Ho’oponopono" (das Hawaiianische Vergebungsritual) zu befassen. Im November reiste ich dann für meine Yogaausbildung nach Bali. Dieser Schnitt war für mich lebensnotwendig, denn von da an begann für mich irgendwie die Heilung von innen - wenn auch nicht von heute auf morgen, denn alles braucht bekanntlich seine Zeit. Ich versprach mir dann selbst, dass das Jahr 2024 das Jahr sein wird, in dem ich mich in erster Linie um mich selbst, mein Seelenwohl sowie meine Gesundheit kümmere.
Und wie geht es denn nun weiter?
Ja schön und gut – aber was hat dies alles denn nun mit dem Titel dieses Blogs zu tun? Nun ganz einfach – ich fing an, mich endlich intensiver mit mir und meinem Innenleben zu befassen. Stein des Anstosses war wiederum mein lieber TCM Therapeut, welchem ich anvertraute, dass mich das Verhalten der Menschen und das ganze Weltgeschehen oftmals aus der Fassung bringen würden. Da meinte er zu mir: "Michèle – du kannst die Menschen da draussen nicht ändern – sie sind, wie sie sind…". Bääm – das hatte gesessen und gab mir reichlich Stoff zum Nachdenken. Ich hatte also die Wahl – entweder ich fröne weiterhin meiner verbitterten, negativen Opferhaltung mit allem drum und dran (Leiden, Schmerzen, etc.) oder ich nehme mein Leben wieder selbst in die Hand und arbeite mich Schicht für Schicht zurück zu mir selbst und erlange meine Handlungsfähigkeit zurück. Ich befasste mich weiter und intensiver mit Huna, mit dem inneren Kind, Schattenarbeit, Quantenphysik, Yoga, usw.
Und so drang ich irgendwann im Verlaufe der letzten Monate zur Wurzel meines eigentlichen Übels: Meinen eigenen Gedanken (oder Geisteshaltung), welche ich tagtäglich mehr oder halt eben meistens weniger bewusst kultiviere. Diese Gedanken haben sich die letzten Jahre durch meine Unbewusstheit unbemerkt in einen Strudel voller Negativität, Pessimismus und Destruktivität verwandelt – und dies nicht nur im Kopf, sondern auch in gefühlt jeder einzelnen Zelle meines Körpers, welcher entsprechend reagierte.
Ja – es ist ein Leichtes und äusserst verlockend, dem "Aussen" die Schuld für das eigene Unwohlsein zu geben – man findet immer irgendetwas, über das man sich empören und beklagen kann. Missstände wohin das Auge reicht ohne Ausblick auf Besserung. Ständig auf der Suche nach Bestätigung, wie schlecht die Welt doch ist und wie unzulänglich unsere Mitmenschen – da ist es doch kein Wunder, geht es einem schlecht. Die Frage ist nur: Was bringt es einem, mit einem solchen Filter durchs Leben zu gehen, abgesehen von Wut- und Ohnmachtsgefühlen? Eine kurzzeitige Erleichterung, wenn wir unsere Mitmenschen zur Schnecke machen? Oder gar Freude und Leichtigkeit im Leben? Diese Frage darf jeder gerne für sich persönlich beantworten.
Phu – ich gebe es zu. Es hat ganz schön lange gebraucht, bis ich wirklich die Zusammenhänge zwischen meinen negativen Gedanken und daraus resultierenden Gefühlen verstanden habe. Und nein – ich habe Dir leider kein allgemeingültiges Rezept für "sofortige Heilung". Es ist ein Prozess und es gibt ganz viele Strategien, sich seiner geistigen Angewohnheiten wieder bewusster zu werden – manchmal dauert er länger, manchmal geht es schneller bis der Groschen fällt. Aber wir haben es ein jeder selbst in der Hand, worauf wir unseren Fokus lenken und mit welchen Gedanken wir durchs Leben gehen (wobei Achtung: Toxische Positivität ist auch eine ungesunde Falle – dies ist dann aber wieder ein anderes Thema, worüber ich dann gerne zu einem anderen Zeitpunkt etwas schreiben werde). Ich kann dich nur dazu ermutigen, dich etwas bewusster zu achten, welche Art von Gedanken du den ganzen Tag über pflegst, wie du mit dir selbst sprichst, wie du deine Aussenwelt wahr nimmst und wie du dich deinen unbewussten Gedankenströmen hingibst. Wir haben erwiesenermassen ca. 60 – 80'000 Gedanken pro Tag – da lohnt es sich doch, mal etwas genauer hinzuschauen, von welcher Qualität diese Gedanken sind.
Vielleicht magst du dich jeweils am Ohrläppchen ziehen, wenn du dich wieder einmal wegen deiner Mitmenschen oder Lebensumständen beklagst, beschwerst und in Ärger verfällst. Ich für meinen Teil bin ganz schön ab mir selbst erschrocken und dann tatsächlich irgendwie wie erwacht, als mir bewusst wurde, wie viele destruktive Gedanken ich täglich hege und pflege und mich in meinem Opferdasein labe wie die Made im Speck.
Aber hey – wir haben es selbst in der Hand, in welche Richtung wir unsere Grundhaltung und unser Leben gestalten möchten! Dies ist doch irgendwie eine gute Nachricht – auch wenn sie bedeutet, dass da ganz schön viel Arbeit und Anstrengung auf uns zu kommt, wenn man sich dazu entschliesst den Versuch zu wagen, diesen Drachen zu reiten. Für mich war das Bewusstwerden meiner destruktiven Gedanken ein grundlegend befreiender Schritt – seither hat sich gefühlt mein halbes Leben wieder zum Besseren gewendet. Und auch wenn noch viel Arbeit vor mir liegt, so fühle ich mich nicht mehr einfach hilflos dem Leben ausgeliefert – was für eine Erleichterung, das Steuer wieder selbst in die Hand zu nehmen. Unsere Mitmenschen können wir nicht ändern – aber dafür können und dürfen wir bei uns selbst beginnen.
“Alle denken daran, die Welt zu verändern, aber niemand denkt daran, sich selbst zu ändern.”
Leo Tolstoi, Schriftsteller und Aktivist
In diesem Sinne: Habt eine gute Woche
Eure Michèle
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Kommentare
Hey sali Michèle,
Toller Text,macht spass zu lesen. :)!
Weiter so!
Liebi Fabienne
Soo - jetzt schaffis ändli au no, der do a dere Stell vo Härze för diin ermunterndi Kommentar z danke :-)
Liebi Grüess, Michèle